Fünf
Jahre nach der eigentlichen Feier zum 850-jährigen Stadtjubiläum kam man in Naumburg
nun doch noch zusammen und feierte im Kurpark und im Haus des Gastes das
850+5-jährige Bestehen der Stadt Naumburg.
Eigentlich
sollte der runde Geburtstag 2020 gefeiert werden, doch dann kam die Corona-Pandemie
und mit ihr das abrupte Ende einer geplanten Veranstaltung.
Im
Rahmen der jetzigen Feier fand bei herrlichstem Sommerwetter am Sonntag, 22.
Juni 2025, ein ökumenischer Gottesdienst im Naumburger Kurpark statt.
Pfarrer
Martin Fischen, Stadtpfarrer i.R. Ulrich Trzeciok und Wolfgang Sprenger von der
katholischen Kirchengemeinde und Heidi Völkerding mit Jürgen Bubenhagen gestalteten
den ökumenischen Gottesdienst.
Pfarrer
Fischer ging in seiner Predigt auf die Eroberung Jerusalems und die
anschließende Vertreibung des
isrealitischen Volkes ein.
Im
Jahre 597 v. Chr. hatten die Babylonier unter König Nebukadnezzar die Stadt
Jerusalem erobert und König Jojachin, die führenden Beamten und Vornehmen, die
Oberschicht, die wehrfähigen Männer – insgesamt 10.000 Männer – und die
Handwerker, Schlosser und Schmiede –
nach Babel verschleppt.
Dieses
Babylonische Exil war die bis dahin schwerste und traumatischste Zeit in der
Geschichte des Volkes Israel. Fernab von der Heimat musste es leben, in einem
fremden Land, in einer fremden Stadt.
In der
Zeit der ersten Eroberung Jerusalems wirkte der Prophet Jeremia in Jerusalem und
verfasste einen Brief an die nach Babel ins Exil verbannten Israeliten. Dieser
Brief ist ein bemerkenswerter Text. Es ist ein Text, der den ins Exil
Verbannten eine Wende zum Heil, einen neue Heilszeit ankündigt, der ihnen
Hoffnung machen will, der Mut und Kraft zum Durchhalten geben will.
Der
Prophet Jeremia macht in diesem Brief deutlich, das Exil wird nicht in wenigen
Wochen vorbei sein, sondern es wird noch einige Jahre, einige Generationen
andauern. Werdet also irgendwie heimisch, fordert Jeremia seine Volksgenossen auf,
werdet irgendwie heimisch in dieser fremden Stadt Babel fernab eurer
eigentlichen Heimat ! Richtet euch hier in der Fremde ein ! Schafft euch eine
lebenswerte Umgebung, euch und euren Nachfahren ! Konkret: „Baut Häuser und
wohnt darin, pflanzt Gärten und esst ihre Früchte !“ (Jer 29,5). Lasst eure
Kinder heiraten und Kinder kriegen und Kindeskinder ! (vgl. Jer 29,6). Gebt
also das Leben weiter ! Erhaltet das Leben ! Bewahrt euch das Leben, auch in
der Fremde, dann das Leben ist immer wertvoll und bewahrenswert !
Jeremia
fordert also auf: „Resigniert nicht ! Gebt euch nicht auf ! Macht das Beste aus
eurer Situation ! Sucht nach einem guten Leben für euch und für andere in der
fremden Stadt ! „Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe,
und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl!“ (Jer 29,7).
Wenn
ihr euch also um das Wohl der Stadt bemüht, um das Wohl des Gemeinwesens, dann
wird es auch euch wohl ergehen. Ich denke, dieser biblische Gedanke, den der
Prophet Jeremia seinem Volk schreibt, kann uns auch für unsere 855-jährige
Stadt Naumburg ein wertvoller Impuls sein.