Markusprozession zum Kreuz an der Netzer Straße

Markusprozession zum Kreuz an der Netzer Straße

Vielerorts wird die alte Tradition der Markusprozession, so auch in Naumburg, noch gepflegt, die den „Auftakt“ zu den Bittprozessionen des Frühlings bildet.


Die jährliche Markusprozession, die dieses Jahr am 26. April 2024 stattfand, eröffnete in Naumburg den Reigen der Bittprozessionen, bei denen insbesondere um günstige Witterung für Landwirtschaft und Gartenbau gebetet wird.


Nach der Heiligen Messe, die von Pfarrer Martin Fischer zelebriert wurde, zog man in einer Prozession zum Kreuz in der Netzer Straße.


Dort spendete Pfarrer Fischer den Wettersegen der Stadt und den Einwohnern. Mit der Spendung des Wettersegens gewinnt dieses Fest in Zeiten des Klimawandels immer mehr an Bedeutung. Der Erhalt und Schutz der Schöpfung sollte ein elementares Prinzip des menschlichen Daseins sein.


Hintergrund zu Markus, den Evangelisten:

Das älteste Evangelium wurde ursprünglich anonym überliefert, diese Tatsache störte lange niemanden. Erst als die Christen anfingen, verschiedene schriftliche Jesusgeschichten zu sammeln, brauchte es eine Überschrift zur Unterscheidung. Wohl zu Beginn des 2. Jahrhunderts erhielt diese älteste Lebensbeschreibung Jesu den Titel "Evangelium nach Markus". – Nur wer soll dieser Markus gewesen sein?


Die Alte Kirche suchte und wurde im Paulus-Mitarbeiter Johannes Markus fündig (vgl. Apg 12,12), einem Cousin des Barnabas (vgl. Kol 4,10). Damit identifizierte die frühchristliche Tradition den Evangelisten als christgläubigen Juden aus dem Heiligen Land. Heute geht die Forschung davon aus, dass der Markus genannte Autor ein bekehrter Heide war. Wahrscheinlich lebte er in Rom und wurde dort Zeuge des kaiserlichen Triumphzugs nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70.


Kurz darauf verfasst er sein Evangelium und positioniert sich darin klar gegen die römische Mehrheitsmeinung: Nicht der brutale und sich selbst darstellende Kaiser, sondern Jesus von Nazareth ist der wahre Herr. Im Reich Gottes zählen nicht Macht, Rang und Ansehen, sondern der Dienst. Das müssen auch die Jünger Jesu lernen, die im Markusevangelium auffällig häufig zurechtgewiesen werden. Seit dem 4. Jahrhundert berichten altchristliche Quellen vom Märtyrertod des Markus in Alexandria an einem 25. April. Die dort ansässige koptische Kirche verehrt den Evangelisten bis heute als ihren ersten Papst. Seine Reliquien kamen im 9. Jahrhundert auf abenteuerliche Weise nach Venedig, wo ihm die Hauptkirche des dortigen Patriarchen, der weltberühmte Markus-Dom, geweiht ist.


Hintergrund zur Markusprozession:

Die Markusprozession ist ursprünglich eine heidnische römische Stadtprozession gewesen um die Götter gnädig zu stimmen. Die Laren beschützten die Felder und das Haus, Pales hütete die Weiden, Saturn die Saat, Ceres das Wachstum des Getreides, Pomona die Baumfrüchte und Consus sowie Ops die Ernte.


Als das Christentum Staatsreligion wurde (4.Jh), wandelten sich oft die heidnischen Bräuche in christliche (z.B. auch der Weihnachtsbaum). Die Bittgänge entstanden und hatten nun als zentrales Thema Gott um ein gutes Gedeihen der Felder und Fluren zu bitten. Zufälligerweise fiel der Tag der alten Stadtprozession auf den Gedenktag des Hl. Markus, so dass sie nun den Namen dieses wichtigen Heiligen erhielt und so in das Brauchtum des Abendlandes einging.


Mit der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde sie offiziell für die Weltkirche abgeschafft. In vielen Ländern, Regionen und Orten hat sie sich allerdings bis auf den heutigen Tag erhalten. Sie bildet heute den „Auftakt“ zu den Bittprozessionen des Frühlings.

27. April 2024
 

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