Am Freitag, 29. April 2022, fand eine Wort-Gottes-Feier zu Ehren
des heiligen Evangelisten Markus statt. Sein offizieller Heiligen-Festtag war
eigentlich schon der vergangene Montag, der 25. April. Aufgrund der Dankmesse
zur Erstkommunion wurde die Markusprozession auf den 29. April verschoben.
Gemeindereferent Alexander von Rüden, der durch den
Wortgottesdienst führte, ging in seiner Ansprache auf den Zweck und Sinn
der Bittprozessionen ein. Sich auf den Weg machen und den Glauben in die im
Frühling erwachende Natur hinaus tragen, sich freuen an Gottes Schöpfung und um
Gottes Segen für die Früchte der Erde bitten.
Das findet alljährlich hier in
Naumburg unter anderem auch zum Festtag des Evangelisten Markus statt, dem zu
Ehren in einer eigenen Prozession Gott für sein Heil für uns gedankt und um
seinen Segen sowie um Abwendung drohender Gefahren und Notsituationen gebetet
wird. Es gibt nur noch wenige Markusprozessionen außerhalb Bayerns und Baden-Württembergs.
Uns hier in Naumburg aber gilt die jährliche Bitt- bzw.
Flurprozession anlässlich des Markustages noch als Auftakt zu den
Bittprozessionen des Frühlings.
Hintergrund:
Das älteste Evangelium wurde ursprünglich anonym überliefert,
diese Tatsache störte lange niemanden. Erst als die Christen anfingen, verschiedene
schriftliche Jesusgeschichten zu sammeln, brauchte es eine Überschrift zur
Unterscheidung. Wohl zu Beginn des 2. Jahrhunderts erhielt diese älteste
Lebensbeschreibung Jesu den Titel "Evangelium nach Markus". – Nur wer
soll dieser Markus gewesen sein?
Die Alte Kirche suchte und wurde im Paulus-Mitarbeiter
Johannes Markus fündig (vgl. Apg 12,12), einem Cousin des Barnabas (vgl. Kol
4,10). Damit identifizierte die frühchristliche Tradition den Evangelisten als
christgläubigen Juden aus dem Heiligen Land. Heute geht die Forschung davon
aus, dass der Markus genannte Autor ein bekehrter Heide war. Wahrscheinlich
lebte er in Rom und wurde dort Zeuge des kaiserlichen Triumphzugs nach der
Zerstörung Jerusalems im Jahr 70.
Kurz darauf verfasst er sein Evangelium und positioniert
sich darin klar gegen die römische Mehrheitsmeinung: Nicht der brutale und sich
selbst darstellende Kaiser, sondern Jesus von Nazareth ist der wahre Herr. Im
Reich Gottes zählen nicht Macht, Rang und Ansehen, sondern der Dienst. Das
müssen auch die Jünger Jesu lernen, die im Markusevangelium auffällig häufig
zurechtgewiesen werden. Seit dem 4. Jahrhundert berichten altchristliche
Quellen vom Märtyrertod des Markus in Alexandria an einem 25. April. Die dort
ansässige koptische Kirche verehrt den Evangelisten bis heute als ihren ersten
Papst. Seine Reliquien kamen im 9. Jahrhundert auf abenteuerliche Weise nach
Venedig, wo ihm die Hauptkirche des dortigen Patriarchen, der weltberühmte
Markus-Dom, geweiht ist.