Advent 2020: Mit Abstand eine „staade Zeit“
„Man hetzt so von Besinnung zu Besinnung!“ – Das war über
Jahre hinweg mein Ausspruch im Advent. Ja, so war’s für gewöhnlich! Nun aber
ist da die Corona-Lage und deshalb alles mal so ganz anders. Vieles fällt aus,
vieles ist nicht wie sonst möglich, eben keine „Weihnacht‘, wie’s immer war“!
Aber vielleicht liegt gerade in diesem herausfordernden Jahr
in der Adventszeit die Chance, sich wieder auf’s Wesentliche zu konzentrieren:
dass nämlich der Advent die Zeit des Wartens auf die Ankunft Jesu ist. Die
christliche Tradition kennt da sowohl das Erinnern an die erste Ankunft Jesu
auf Erden – seine Geburt damals vor über 2000 Jahren im Stall von Bethlehem,
aber auch das Erwarten einer zweiten Wiederkunft Christi – am Ende der Zeiten.
Ich glaube, das Warten hatten wir in unserer schnelllebigen
Zeit so ziemlich verlernt. Bis nun Corona kam und uns gewissermaßen das Warten
wieder lehrte. Es stellt uns dermaßen auf die Probe, dass mittlerweile sogar
mancher Geduldsfaden zu reißen droht bei all der Warterei!
Nicht, dass ich Corona auch nur ein Quäntchen Positives
abgewinnen könnte, dafür ist die Krankheit zu heftig und gefährlich! Einzig und
allein der Aspekt des Wartens und Entschleunigens lässt mich aufhorchen und
feststellen, wie sehr ich in manchem Hamsterrad unterwegs war.
Im alpenländischen Raum gibt es für den Advent den Begriff
„die staade Zeit“. Er beschreibt die wirkliche Besinnung fernab von Trubel,
Hetze, Kaufrausch. Stattdessen Besinnung aufs Wesentliche, geduldiges Abwarten,
dass Weihnachten wird – bei mir und den Menschen, die mir lieb und wertvoll
sind, denen ich größtmöglichen Schutz vor Kälte und Krankheit bieten sollte,
denen ich Herzerwärmer und Lichtbringer sein kann, z.B. mit einem Anruf, einer
kleinen Geste, einer Aufmerksamkeit. Zuversicht schöpfen kann ich vielleicht
bei manch einfallsreichem (vor)weihnachtlichem Akzent in diesen Tagen (auch in
unserer Kirchengemeinde). Advent 2020 – mit Abstand eine „staade Zeit“.
Diese wünscht Ihnen
Ihr Gemeindereferent
Alexander von Rüden